KreisLandFrauenVerband Ostholstein

Schneebedeckte Berge – Schweizer Uhren - Schokoladenträume

Nach einer reibungslosen Anfahrt mit einer Übernachtung bei Freiburg war unser erstes Ziel in der Schweiz das Internationale Uhrenmuseum in La Chaux-de-Fonds. In diesem unterirdisch gelegenen Museum wird die Bedeutung und die Geschichte der Zeitmessung dargestellt. Außerdem hat eine Restaurationswerkstatt hier ihren Sitz, die Aufträge aus der ganzen Welt erhält. Der Ort des Museums kommt nicht von ungefähr. La Chaux-de-Fonds, nahe der Grenze zu Frankreich gelegen, hat sich von einem einstigen Bauerndorf etwa ab Mitte des 18. Jahrhunderts zu einem Zentrum der Uhrenindustrie entwickelt . In den 1970iger Jahren mussten allerdings zahlreiche Betriebe schließen, so dass heute die Uhrenindustrie nicht mehr dominiert.

Über 4000 Exponate sind im Museum zu bestaunen, große Turmuhren als erste mechanische Uhren überhaupt, kleine, wundervoll gestaltete Taschenuhren, alte Sonnenuhren, kunstvolle Spieluhren und Hausuhren aus verschiedenen Jahrhunderten.

Nach dieser faszinierenden Zeitreise, die wie im Fluge verging, machten wir einen Abstecher in die Kantonshauptstadt Neuchatel oder Neuenburg, ein Ort mit vielen Brunnen und einem Schloss, von wo man einen schönen Ausblick auf den Neuenburger See genießen kann.

Danach ging es weiter nach Lausanne, wo wir die Gelegenheit erhielten, die Kathedrale und deren nächste Umgebung zu erkunden, wie z.B. das ehemalige Universitätshauptgebäude, das heute fünf Museen und einen Teil der Universitätsbibliothek beherbergt.

 

Am nächsten Tag setzten wir von Nyon über den Genfer See ins französische Yvoire über.

Yvoire ist bekannt für sein mittelalterliches Flair und seine ausgesprochen Pflanzen freundlichen Bewohner, so dass ein Spaziergang durch den Ortskern ein wahres Vergnügen ist.

Das Dorf, das im Mittelalter eine wichtige militärische Bedeutung hatte, ist heute in der Liste der „Schönsten Dörfer Frankreichs“ enthalten. Nachmittags gab es das Kontrastprogramm, wir machten einen Abstecher nach Genf. Leider konnten wir den Anblick des Wahrzeichens der Stadt nicht bestaunen –der berühmte, bis 140 m erreichende „Jet d'eau“ war aufgrund des Windes ausgestellt. Auch das Montblanc-Massiv blieb hinter tief hängenden Wolken verborgen.

Bei einer geführten Stadtrundfahrt bekamen wir einen Überblick über die international geprägte Stadt. Die Vereinten Nationen, das Rote Kreuz und andere friedliche Organisationen sorgen für multikulturelles Flair – und natürlich die Tatsache, dass die Bewohner Genfs zu fast 40% aus Ausländern besteht. Das Ufer des Genfersees säumen Promenaden mit Luxushotels. Im Nordwesten sind die meisten internationalen Organisationen in ihren großen Palästen untergebracht. Herzstück ist der monumentale Palast der Nationen, der europäische Sitz der UNO.

Vor dem UNO-Hauptgebäude steht seit 1997 als eindrucksvolles Mahnmal für die Opfer von Landminen, ein überdimensionaler Stuhl mit abgebrochenem Bein. Er steht schon seit 1997 als eindrucksvolles Mahnmal für die Opfer von Landminen direkt vor dem UNO-Hauptgebäude in Genf. Heute mahnt das Kunstwerk die Staaten der Welt dazu, Streubomben auf ewig von der Erdoberfläche zu verbannen.

Am südlichen Seeufer zeigte ein wunderschöner Park mit Rosengarten, dass die Genfer auch die Idylle schätzen.

Nach der Rundfahrt schloss sich ein Rundgang an.

Auf der linken Seite der Rhône überragt die Kathedrale St-Pierre die hügelige, von verwinkelten Gassen durchzogene Altstadt . Auch das über 100 m lange Reformationsdenkmal bekamen wir zu sehen, in dessen Mitte die Hauptvertreter des Calvinismus, nämlich Guillaume Farel, Jean Calvin, Theodore de Beze und John Knox, stehen.

Ein kleiner Bummel auf der Promenade am Seeufer, wobei die Blumenuhr natürlich Pflichtprogramm war, und ein kleiner Blick auf großartige Geschäfte mit klingenden Namen durften nicht fehlen.

 

Am nächsten Tag fuhren wir von Lausanne aus am Genfer See entlang, wobei sich immer wieder schöne Ausblicke auftaten, insbesondere natürlich auch auf das meist besuchte historische Schweizer Bauwerk, die romantische und trutzige Burg Chillon.

Unser erstes Ziel an diesem Tage war die Schokoladenfabrik Cailler in Broc im Greyerzerland. Die Firma Cailler, die heute zu Nestle gehört, bot eine audiovisuelle Show, bei der die Geschichte der Schokoladenherstellung und damit auch Firmengeschichte auf eindrückliche Weise gezeigt wurden. Dabei wurde uns auch beruhigenderweise nahegebracht, dass Schokolade sehr gesund ist, was wir alle dankbar zur Kenntnis nahmen, weil anschließend ja die Verkostung anstand. Allerdings ging sie etwas schnell und aufgrund der Fülle des Angebotes musste man sich doch sehr beschränken. Aber es reichte, um für sich eine Lieblingssorte zu entdecken, die dann erworben werden wollte und so manche Tüte wanderte anschließend in die Seitenklappe des Busses.

Nach der Schokolade haben wir mittags wohlweislich mit Hilfe eines Eintopfgerichtes eine solide Grundlage gelegt, um die Weinprobe zu überstehen, die uns im Weindorf Salgesch im Wallis erwartete. Von der überaus charmanten Uschi geführt, konnten wir zunächst einmal die Räumlichkeiten der Kellerei Vins des Chevaliers besichtigen, wobei wir überrascht waren, wie wenig Fässer aus Holz wir vorfanden. Bei der Weinprobe gab sich dann der Besitzer, Patrick Z'Brun, die Ehre. Nach seiner Himalayabesteigung hat er sich den Traum eines eigenen Weingutes erfüllt. Sein „Sherpa-Wein“ ist als Hommage und als Entwicklungshilfe für das Volk der Sherpas gedacht.

Nach der Weinprobe, die in bester Stimmung verlief, war der Weg nach Grächen nicht mehr weit.

Grächen liegt 1619 m über dem Meeresspiegel und gilt als der niederschlagsärmste Ort in der Schweiz. Schneebedeckte Wipfel und fürs Wallis typische, auf Steinplatten als Mäuseabwehr stehende Holzspeicher ließen das richtige „Schweizgefühl“ aufkommen. Wir wollten das Matterhorn erobern, aber leider zogen dunkle Wolken auf, und bevor wir noch mit dem Zug Zermatt erreichten, goss es in Strömen und die geplante Fahrt mit der Gornergratbahn fiel buchstäblich ins Wasser.

 

Nachmittags hatte es in Grächen wieder aufgeklart, und die nähere Umgebung lockte ins Freie.

  Faszinierend waren auch hier die artenreichen, vielfach blühenden Wiesen. Auch eine alte Haustierrasse war zu bestaunen, das Eringer Rind. Die Besonderheit der anspruchslosen, meist schwarzbraunen, immer behornten Rinder ist die Kampfbereitschaft der Kühe, was auch meist der Grund für ihre Haltung ist. Man lässt sie in 5 Gewichtsklassen gegeneinander antreten. Diese Ringkämpfe – die völlig unblutig verlaufen - sind heute eine große Touristenattraktion.

 

Abends hatten wir viel Spaß beim typisch schweizerischen Käsefondue, das mit einem ordentlichen Schuss Kirschwasser angereichert war.

Am nächsten Tag bestiegen wir den Glacier Express, der uns in über 7 Stunden von St. Niklaus über Brig, Andermatt, Oberalppass und Chur nach St. Moritz brachte. Zunächst teilten wir das Abteil mit einer japanischen Reisegruppe- die Völkerverständigung klappte völlig problemlos – schließlich konnten wir dort allein ausbreiten. Der Bahnbau ließ uns staunen: auf einer Strecke von 290 km passierten wir 291 Brücken und 91 Tunnel. Der höchste Pass auf dieser Strecke liegt 2033 m hoch. Liebliche Landschaften, grandiose Bergkulissen, blühende Wiesen, Burgen, Kirchen, atemberaubende Viadukte, die malerische Rheinschlucht machten die Fahrt zu einem abwechslungsreichen Erlebnis mit viel Zeit zum Träumen.

 
 

 

St. Moritz im Oberengadin in Graubünden, zu anderer Jahreszeit Laufsteg des Jet Set, präsentierte sich verschlafen. Von Mitgliedern einer Trachtengruppe erfuhren wir, dass im Mai/Anfang Juni dort Ferienzeit ist. So kam die landschaftliche Schönheit besonders zur Geltung.

 

 

  Auch wenn viele Wanderwege lockten, die Fahrt ging weiter – nun mit dem Berninaexpress. Die höchste Bahntrasse der Alpen ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, die Bahn gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mit teilweise 7% Steigung ist sie eine der steilsten Adhäsionsstrecken der Welt, d.h. man kommt ohne Zahnradantrieb aus.

 

Vom Oberengadin ging es Richtung Berninapass. Bald hatten wir die Waldgrenze erreicht und Almen, Geröll, Felsen bestimmten das Bild. Faszinierend die majestätische Berninagruppe mit ihren bis über 4000 m hohen, schneebedeckten Wipfeln. Der Morteratschgletscher ist heute 6,4 km lang, seit dem Beobachtungszeitraum von 1878 ist er über 2 km zurückgegangen. Der Lago Blanco machte seinem Namen alle Ehre, milchig-weiß sah dieser Stausee aus. Dieser See ist zugleich die Wasserscheide zwischen dem Schwarzen Meer und der Adria. Die Wasserscheide ist zugleich auch die romanisch-italienische Sprachgrenze. Die Bahnlinie führt eine Zeitlang am See entlang und erreicht auf 2253m ü.M. beim Ospizio Bernina ihren höchsten Punkt.

 

 

An der Station Alp Grüm durften wir aussteigen, um den Blick hinunter ins Valposchiavo zu genießen. Über etliche Kehren kletterte die Bahn anschließend hinunter nach Poschiavo, bei Brusio windet sie sich durch ein Kreisviadukt, auch ein über 100 Jahre altes bauliches Meisterwerk, mit dem auf kürzester Strecke 30 Höhenmeter überwunden werden. Schließlich passierten wir italienische Grenze und hatten bald Tirano erreicht.

Kaum saßen wir im Bus, begann es zu regnen, dann zu schütten, so dass wir vom Veltlin und vom Comer See nur Eindrücke in Grau mitnehmen konnten.

Abends in Locarno hatte sich das Wetter aber wieder beruhigt. Das Klima von Locarno - im Kanton Tessin am schweizerischen Nordende des Lago Maggiore gelegen -, ist mediterran geprägt. Bei einem abendlichen Spaziergang an der Promenade bewunderten wir die Magnolienbäume, die mit wunderschönen Blüten aufwarteten, und üppige Bepflanzungen.

Mittelpunkt der Stadt ist die gepflasterte Piazza Grande, wo jährlich im August beim berühmten Filmfestival um den Goldenen Leoparden gerungen wird. Nach einem Bummel durch die malerischen Altstadtgassen fuhren wir auf dem Seeweg ins benachbarte Ascona. Ascona zeigte sich als schöner Ferienort mit Uferpromenade, mediterraner Vegetation, luxuriösen Villen an den Berghängen und verwinkelten Altstadtgassen.

 

 

Ein eher verstecktes kulturelles Kleinod erlebten wir mit der Besichtigung der Kirche St. Martin in Zillis im Bezirk Hinterrhein in Graubünden. Die dörflich gelegene Kirche besitzt eine der ältesten vollständig bemalten Holzdecken des Abendlandes aus dem 12.Jahrhundert mit Darstellungen von Szenen der biblischen Geschichte, aber auch rätselhaften Fabelwesen auf 153 Tafeln.

 

 

Die berühmte Via mala-Schlucht, eine von hohen Kalkwänden gebildete Klamm des Hinterrheins, ging dann wieder völlig im Regen unter, so dass ein Fotostop keinen Sinn machte.

An diesem Tag fuhren wir bis Langenau bei Ulm, ein guter Ausgangsort für eine geruhsame Heimfahrt.

Die Zeit im Bus wurde mit lustigen und nachdenklichen Geschichten verkürzt, auch ein Einblick in die Landfrauenarbeit durfte nicht fehlen. Der Dank an Elke Flick-Clausen wurde diesmal in gereimter Form musikalisch vorgetragen.

Unser besonderer Dank galt Herrn Kähler, der uns nicht nur sicher und umsichtig fuhr, sondern häufig auch profundes Wissen als Reiseführer offenbarte. Fotografenwünsche versuchte er möglichst zu berücksichtigen, und er reagierte je nach Wetterbedingungen flexibel.

Waren wir mit Bahn oder Schiff unterwegs, war er am Zielort pünktlichst zur Stelle, um uns in Empfang zu nehmen.

 

 

Besonders hervorheben möchte ich, dass die Stimmung der Gruppe trotz manch wetterbedingter kleiner Enttäuschung immer gut und gelassen blieb, und das harmonische Miteinander durch keinerlei Missstimmung getrübt wurde.

Dr. Dorle Tischbirek

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