KreisLandFrauenVerband Ostholstein

Loireschlösser, Champignons und Champagner …

Wir machten uns – glücklicherweise an einem Sonntag – auf, um die besondere Faszination dieser Stadt zu erleben.

Die französische Hauptstadt beherbergt etwa 160 Museen, rund 200 Kunstgalerien, circa 100 Theater, über 650 Kinos und mehr als 10.000 Restaurants. Das Angebot an kulturellen Veranstaltungen ist mit Konzerten, Ausstellungen, Musik- und Filmfestivals, Modenschauen sowie der Austragung sportlicher Wettbewerbe nahezu unüberschaubar.

Einige der vielen berühmten Sehenswürdigkeiten haben wir an diesem Tag vom Bus aus, zu Fuß oder bei einer Rundfahrt auf der Seine erlebt, z.B. die 1,5 Kilometer lange und 71 Meter breite Avenue des Champs-Elysées, den Arc de Triomphe, die Kathedrale Notre Dame de Paris , die Basilique du Sacré-Cœur auf dem Hügel von Montmartre und natürlich den unübersehbaren Eiffelturm.

Montmartre

Paris ist nicht nur eine schöne Stadt, sondern immer auch ein Lebensgefühl. Ein bisschen davon konnten wir an diesem schönen Sommertag an der Uferpromenade der Seine, die in die UNESCO – Liste des Weltkulturerbes aufgenommen ist, erahnen.

Am nächsten Morgen haben wir Paris schon wieder verlassen, dabei konnten wir feststellen, dass man wochentags besser beraten ist, ohne Auto in Paris unterwegs zu sein.

Unser nächstes Ziel war das Landhaus von Claude Monet in Giverny. Der berühmte Maler wurde 1840 in Paris geboren, gestorben ist er 1926 in Giverny. Dort beschäftigte sich Monet während seiner letzten 30 Lebens- und Schaffensjahre hauptsächlich mit der Anlage und Gestaltung seines Gartens. Dieser ist in einen Zier- und einen Wassergarten mit Seerosenteich untergliedert. Beide boten Monet viele Motive für seine Gemälde.
Als wir Giverny erreichten, goss es in Strömen. Gut, dass wir erst das Landhaus besichtigen konnten. Der Blick nach draußen verzauberte trotzdem, gerade bei Regen wirkte der Garten wie ein Gemälde seines Schöpfers. Gerade rechtzeitig hatte Petrus ein Einsehen, und so konnten wir dann doch noch den Garten erobern und die Blütenpracht bewundern. Besonders der Seerosenteich mit der japanischen Brücke hatte hohen Wiedererkennungswert.

Der Rest des Tages war der Fahrt nach Tours gewidmet.

Auf dem Weg dorthin haben wir von Ferne die Kathedrale von Chartres bewundern können, die mächtig aus dem kleinen Ort herausragt.

In Tours gibt es viel zu entdecken. Die Stadt war schon in der Römerzeit ein Zentrum, im Hochmittelalter stieg die Stadt zur Nebenresidenz auf. Heute hat Tours ca. 135.000 Einwohner, davon 25.000 Studenten.
Begonnen haben wir unseren Stadtrundgang mit dem Besuch der Kathedrale St. Gatien. Sie wurde nach dem ersten Bischof von Tours im 3. Jahrhundert, dem Heiligen Gatianus, benannt. Die Kathedrale mit seinen 70 Meter hohen Türmen wurde auf einer leichten Anhöhe gebaut, um sie vor Hochwasser der Loire zu schützen. Aufgrund der langen Bauzeit repräsentiert die Kathedrale sämtliche Entwicklungsstufen der Gotik .
Die alten Fenster stellen den bemerkenswertesten Teil der Kathedrale dar. Ihre Glasmalereien erzählen Heiligenlegenden, illustrieren die Erschaffung der Welt sowie die Passion Christi und stellen die Bischöfe von Tours dar.

Die Basilika St. Martin , im Mittelalter einer der größten Kirchenbauten des Westens, war als Grablege des heiligen Martin von Tours mehr als ein Jahrtausend lang eine der wichtigsten christlichen Pilgerstätten. Von der alten Basilika sind lediglich die beiden Türme sind übrig geblieben. 1924 wurde jedoch eine neue Basilika im neobyzantinischen Stil zu Ehren des legendären Heiligen und Schutzpatron Frankreichs, um den sich viele Legenden ranken und auf den auch bei uns so manche Sitten und Gebräuche zurückgehen, vollendet.
Sehenswert ist auch der Place Plumereau mit seinen Fachwerkhäusern aus dem 15. und 16. Jh. Heute ist der Platz ein beliebter Treffpunkt für Studenten.

Nachmittags haben wir begonnen, die Touranie für uns zu entdecken und fuhren nach Amboise.
Die Stadt wird beherrscht vom Schloss Amboise aus dem 15./16. Jahrhundert. Es war erst Königsschloss, dann ein Staatsgefängnis.

Franz I. berief 1516 den Genius Leonardo da Vinci an seinen Hof, der dort seinen Lebensabend vom Frühling 1516 bis zum 2. Mai 1519 verbrachte. Leonardo da Vinci bewohnte das Herrenhaus Clos Lucé , südöstlich vom Schloss in einem kleinen Park gelegen. Das Haus war durch einen 500 Meter langen unterirdischen Gang mit dem Schloss verbunden. Der Rundgang durch die Räumlichkeiten bot uns Einblicke in den Alltag dieses großen Wissenschaftlers, Künstlers und Philosophen.

Im Erdgeschoss und im Park sind Maschinen ausgestellt, die ihrer Zeit um mehrere Jahrhunderte voraus sind. IBM hat sie nach den Originalzeichnungen in Modellen Wirklichkeit werden lassen, z.B. Pumpen, Panzerwagen, Flugmaschinen, eine Drehbrücke usw.

Leonardo da Vinci war auch der erste Künstler, der den menschlichen Körper seziert hat, obwohl dies zu jener Zeit durch päpstliche Anordnungen verboten war. Im Rahmen seiner Forschungen entstand auf mehr als 200 Blättern eine anatomische Darstellung des enschlichen Körpers von unglaublicher plastischer Eindringlichkeit und wissenschaftlicher Exaktheit, wie sie bis zum Ende des 18. Jahrhunderts von niemandem wieder erreicht wurde. Der interaktive Parcours im Park machte allen sichtbaren Spaß.

Der Besuch der Gärten des Chateau de Villandry war wohl nicht nur für mich aus mehreren Gründen unvergesslich. Da war dieser wundervolle Renaissancegarten auf drei Ebenen: der Sonnen- und Wassergarten mit dem Bewässerungsbecken in Form eines gerahmten Spiegels, der Blumengarten einschließlich des Liebesgartens mit seiner symbolischen Ornamentik in Buchs auf der Ebene des Schlosses und zuunterst der größte ornamentale Küchengarten der Welt.

Chateau de Villandry

Aber: es regnete - zunächst. Dann näherte sich ein Gewitter, und es goss wie aus Kübeln.
Nichtsdestotrotz – wir sind schließlich Landfrauen, und wir lieben Gärten. Auch manchmal bei strömendem Regen. So ließen zumindest einige von uns keine Ebene aus, und bewunderten das feuchte Kunstwerk gebührend, in dem u.a. 52 km Buchsbaum und über 1000 Linden beschnitten und über 100.000 Blüh- und Gemüsepflanzen ausgepflanzt werden.

Dann haben wir in Rivarennes eine besondere Spezialität der Touraine kennengelernt: Die Poires Tapées oder „Klopfbirnen“. Christine Hérin brachte uns in ihren Kellergewölben ihre traditionelle Herstellung nahe. Die Birnen werden geschält, über 90-130 Stunden z.T. noch in Holzkohleöfen getrocknet und mit einer speziellen Apparatur einzeln flach geklopft. Danach werden sie so belassen oder in verschiedenen Flüssigkeiten wie Wein oder Essig rehydriert. Wir hatten die Gelegenheit, diverse Rezepturen dieser Köstlichkeit zu probieren.

In La Roche-Clermault, stellte uns Francois Laurent eine muntere Gruppe seiner 500 Ziegen und seine Ziegenkäserei „Le Vazereau“ vor. Die Käseherstellung sahen wir aus hygienischen Gründen als Video, bevor wir die leckeren Produkte probieren durften. So mancher Ziegenkäse hat dann seinen Weg unbeschadet nach Deutschland überstanden. Etwas Futter in einer Rascheltüte erhöhte die Zutraulichkeit der Ziegen um ein Vielfaches.

Als Abschluss des Tages haben wir das Wasserschloss Azay-le-Rideau besucht.
Balzac verglich das Schloss mit „einem von der Indre gefassten geschliffenen Diamanten”.
Im Inneren des Schlosses haben nur das Treppenhaus und die Küche ihr ursprüngliches Aussehen bewahrt.
Die übrigen Räume sind nach historischem Geschmack mit neubeschafften, zum Teil kostbaren Möbeln, Gemälden und Wandteppichen des 16. und 17. Jahrhunderts eingerichtet.

Das Schloss Chenonceau ist mit Recht das nach Versailles meist besuchte Schloss Frankreichs. Es wird auch „Schloss der Damen“ genannt, da fast immer Frauen sein Schicksal bestimmten. Eine wesentliche Rolle spielten dabei Diane de Poitiers – Heinrich II. schenkte seiner Mätresse 1547 das Schloss – und Katharina von Medici, die ihrer langjährigen Nebenbuhlerin das Schloss nach dessen Tod wieder wegnahm.
Eine der nachhaltigen Hinterlassenschaften von Diane de Poitiers war die Anlage eines 2 ha großen Gartens, der einer der spektakulärsten seiner Zeit war. Katharina von Medici ließ die berühmte Galerie über den Fluss Cher errichten und ebenfalls einen Garten anlegen. In einem Wirtschaftsgebäude baute sie eine Seidenraupenzucht auf und führte dieses Metier damit in Frankreich ein.

Katharina von Medici (1519 – 1589) war die Tochter einer französischen Prinzessin und eines Sprosses der Familie der Medici. Katharina wurde bereits als Kleinkind Waise und schon früh Spielball der Politik. Im Alter von 14 Jahren wurde sie mit dem ebenfalls 14-jährigen zukünftigen König Heinrich II. von Frankreich verheiratet. Sie war klug genug, die neunzehn Jahre ältere Mätresse ihres Mannes, Diana von Poitiers zu ertragen. Erst elf Jahre nach ihrer Hochzeit bekam sie ihr erstes Kind, dem noch neun weitere folgen sollten. Sie hat drei ihrer Söhne als Könige erlebt und war selbst zwischenzeitlich Regentin. Sie übte einen vielfältigen und nachhaltigen Einfluss aus, u.a. gilt sie als die Mutter der französischen Kochkunst.

Eine zweite Blütezeit erlebte das Schloss unter Louise Dupin, die es im 18. Jh. zum Treffpunkt der berühmtesten Literaten und Philosophen ihrer Zeit machte. Jean-Jacques Rousseau war in seinen jungen Jahren als Erzieher ihres Sohnes beschäftigt. Dank ihrer Beliebtheit bei der Bevölkerung wurde das Schloss während der Revolution vor Zerstörung oder Plünderung bewahrt. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. machte es sich Marguerite Pelouze zur Aufgabe, das Schloss unter hohem finanziellen Aufwand zu restaurieren. Die Wiederherstellung und Erhaltung der Anlage verschlang allerdings ihr gesamtes Vermögen. Seit 1913 ist die Familie Menier, eine Schokoladenfabrikantendynastie – Besitzerin des Schlosses, die seitdem kontinuierlich Restaurierungsarbeiten durchführt.

Unsere Führerin lotste uns geschickt am ersten Besucheransturm des Morgens vorbei und zeigte uns erst einmal den Nutzgarten, den Park und die Wirtschaftsgebäude, bevor wir das Schlossinnere betraten. Dort erwarteten uns wundervolles altes Mobiliar, Teppiche und zahlreiche wertvolle Gemälde, u.a. von Rubens und Correggio. Bestaunt haben wir auch die vielen Blumenarrangements, die die Schönheit der Räume noch unterstrich und ihnen große Lebendigkeit verlieh. Anschließend konnten wir noch durch die Gärten der beiden Rivalinnen wandeln und die Anlage aus verschiedenen Perspektiven auf uns wirken lassen.

Zwischen Chenonceau und Civray baut die Familie Godeau auf über 40 ha Wein an. Alain Godeau stellte uns voller Stolz seinen Familienbetrieb „Caves Du Père Auguste“ vor, den er mit seinen Geschwistern in 5. Generation betreibt. Es war schön zu erleben, mit welcher Passion das traditionelle Unternehmen geführt wird. Nach der Präsentation der Weinherstellung haben wir natürlich seine Weine, die von lokalen Köstlichkeiten begleitet wurden, probiert. Danach wurden einige Leerräume des Busses mit Weinkisten angefüllt.

Nach der Weinprobe haben wir eine Pilzzucht besichtigt.
In Bourré am Ufer der Cher lieferte die Erde jahrhundertelang weißen Tuffstein für den Bau von Schlössern und Häusern. Später wurden aus den ehemaligen Steinbrüchen u.a. Pilzhöhlen. K onstante Umgebungstemperatur und hohe Luftfeuchtigkeit garantieren unter anderem hochwertige Champignons, Austernpilze und Shiitake. Einige Produkte konnten wir im Anschluss an die Besichtigung auch noch probieren.

Am nächsten Tag haben wir das schöne Loire-Tal verlassen, um in die Champagne zu fahren. Bevor wir Reims erreichten, haben wir dank der umsichtigen Organisation von Norbert Schmidt ein opulentes und wunderbares Picknick mit typisch französischen Produkten veranstaltet.

In Reims standen zwei Programmpunkte an wie sie gegensätzlicher kaum sein konnten: zunächst die Besichtigung der Kathedrale, anschließend die Besichtigung der Champagnerkellerei Pommery.

Die Kathedrale Notre-Dame von Reims gilt als eine der architektonisch bedeutendsten gotischen Kirchen Frankreichs und gehört zum UNESCO-Welterbe . Jahrhundertelang wurden hier die französischen Könige gekrönt. Die als dreischiffige Basilika gestaltete Kathedrale war mit Ausnahme der Westfront bereits im 14. Jahrhundert (1211–1311) fertiggestellt. Die endgültige Fertigstellung erfolgte Anfang des 15. Jahrhunderts, nachdem das Schiff verlängert worden war, um den Menschen Platz zu bieten , die bei den Königskrönungen anwesend waren. Markantestes Merkmal der Kathedrale ist ihre mit Reliefs und Figuren reich verzierte Westfassade – ein großartiges Beispiel hochgotischer, mittelalterlicher Bildhauerkunst .

Unsere Führerin durch die Kathedrale muss eine Pastorin gewesen sein. In großer Eindringlichkeit hat sie uns die Bedeutung der von Marc Chagall gestalteten Kirchenfenster nahe gebracht.

Pommery ist eine bekannte Champagnermarke. Das Unternehmen wurde 1856 gegründet. Nach dem Tode ihres Mannes im Jahr 1860 übernahm Louise Pommery die Geschäftsführung von Pommery & Greno und richtete das Handelshaus konsequent auf die Herstellung und den Handel mit Champagner aus. Sie erkannte als eine der ersten die Bedeutung der von römischen Soldaten in den Kreidefelsen geschlagenen Felsgänge zur Lagerung des Weins. Einer Ihrer Hauptabsatzmärkte war England. U.a. um dem schon damals trockeneren Geschmack der Engländer gerecht zu werden gab sie Ihrem Kellermeister den Auftrag, einen Champagner 'Brut nature' zu entwickeln und wurde dadurch einige Jahre später zur Erfinderin des Brut Champagner. 2002 übernahm die Gruppe Vranken die Marke. Pommery verwendet die Rebsorten Chardonnay , Pinot Noir und Pinot Meunier .
Die Felsgänge werden auch zur Präsentation von Kunstwerken genutzt. Dort konnten wir auch Flaschen aus vergangenen Jahrzehnten liegen sehen. Ein Glas Champagner, formvollendet eingeschenkt, haben wir dann alle sehr genossen.

Der letzte Tag war dann mit der Rückreise ausgefüllt, völlig reibungslos und ohne Staus kamen wir wieder nach Hause.

Unser besonderer Dank galt der Organisatorin und Leiterin Elke Flick-Clausen sowie Herrn Schmidt, der uns nicht nur sicher und umsichtig fuhr, sondern dem Frankreich Herzensangelegenheit und zweite Heimat ist. Auch wenn das Wetter nicht immer optimal war, blieb die Stimmung bei allen harmonisch und gelassen und so können wieder einmal wir auf eine gelungene Reise zurückblicken.

Dr. Dorle Tischbirek

Mehr machen. Mehr können. Mehr bewegen.